1. Preis
Selektiver Wettbewerb, Zürich, 2018
Realisierung 2019-2024
Weyell Zipse und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten
Fotografie: Daisuke Hirabayashi
Konzentration und Freiheit
Die Lage am Park dient als Inspiration für ein spezifisches Schulraumkonzept, das Kindern sowohl nachvollziehbare robuste Strukturen und Einheiten als Lernort bietet, wie auch undeterminierte Räume zur Aneignung.
Ein Schulhaus muss heute Einiges leisten: Pädagogische Konzepte entwickeln sich dynamisch weg vom Frontalunterricht, hin zum selbständigen Lernen in Gruppen –die Realität sieht aber vielerorts noch anders aus. Die Einführung der Tagesschule wird von ebenso viel Euphorie wie Skepsis begleitet. Neue räumliche Ansprüche müssen daher genauso Berücksichtigung finden wie ein hohes Mass an Flexibilität. Unter wirtschaftlichem Druck soll auf kleinstem Raum Konzentration ebenso möglich sein wie informeller Austausch, freies Spiel und Bewegung. Die Bedeutung als übergeordneter Baustein mit Quartierbezug und die Ausrichtung auf kleine Kinder als Nutzer stellen höchste Anforderungen an die innere Organisation und die Ausstrahlung des Hauses.
Die Freiluftschule in der Cliostraat in Amsterdam von Johannes Duiker (1930) dient als Inspiration für ein Schulhaus mit einem räumlichen Gerüst, das die Umgebung einbezieht und so Orte für informelles Lernen und Leben in das Volumen integriert. Dieser Idee folgend umarmt das Schulgebäude einen Hofraum, der Geborgenheit ausstrahlt, sich gleichzeitig aber grosszügig zum Park öffnet. Hier kommt man am Morgen an, verteilt sich auf die Cluster und trifft sich in der Pause wieder. Bei schönem Wetter wird auch mal eine Lerneinheit oder Gruppenarbeit auf die Terrassen der Laube verlegt. Durch eine sensible Ausrichtung der Räume bleiben die Schulzimmer gleichzeitig Orte des Rückzugs und der Konzentration.
Die innere Struktur des Primarschulhauses ist auch für die Kleinsten unter den Kindern nachvollziehbar in neun funktionale Cluster aufgeteilt, die direkt über den gemeinschaftlichen Hofraum erschlossen werden: In den zwei Obergeschossen verteilen sich auf die Gebäudeflügel vier Lerncluster mit dazwischengeschalteten Musik-Clustern. Im Erdgeschoss befinden sich ein gemeinschaftliches Cluster für die Tagesbetreuung und Veranstaltungen, ein ruhiges Büro- und Bibliotheks-Cluster sowie die Oberlichtlaterne für das Sport-Cluster mit dem Zugang zur unterirdischen Turnhalle. Die Aufteilung in abschliessbare Einheiten schafft eine kleinteilige Struktur ähnlich zu einer dörflichen Schulanlage und ermöglicht den Betrieb mit unterschiedlichen Öffnungszeiten.
Um die Sporthalle über den Schulbetrieb hinaus auch für die Quartieröffentlichkeit und Vereine attraktiv und zugänglich zu gestalten, belichtet eine Oberlichtlaterne den Publikumsbereich im ersten Untergeschoss und durch die Galerie ebenso die vollständig eingegrabene Turnhalle. Aus dem Strassenraum reicht der Blick bis auf das Spielfeld und macht Passanten zu Zuschauern. Der zweigeschossige Galerieraum kann für Vereinsfeste genutzt oder für Workshops, Theater und Tanz in den Schulbetrieb integriert werden.
Der Pausenplatz im Aussenraum ist eine Erweiterung des überdachten Hofraums der Schule und wird durch eine für Spiel und Sport geeignete EPDM-Fläche definiert. Der Allwetterplatz mit Markierungen für unterschiedliche Sportarten und in Kombination mit der Weitsprunganlage zu einem kompakten und vielseitigen Sportplatz –gerahmt durch einen Ballfangzaun. Alternative Markierungen auf dem angrenzenden Pausenhof laden zur kreativen Interpretation unterschiedlicher Spielarten ein. Zusammen mit einer mobilen Ausstattung können flexible und variierende Spielangebote geschaffen werden, die von den Schülern mit gestaltet werden können.