REUSE: Das eigene Gebäude als urbane Mine
Die inneren und äusseren Bauteile des Bestandsbaus besitzen eine entscheidende Eigenschaft: Sie wurden auf die Dimensionen dieses spezifischen Gebäudes zugeschnitten. Jegliches Konzept zur Wiederverwendung von Bauteilen sollte daher bei den Elementen beginnen, die im jetzigen Gebäude vorzufinden sind, und dessen Zustand eine Weiterverwendung erlaubt.
Besonders naheliegend ist diesbezüglich die Wiederverwendung der Fassadenelemente. Sie werden gereinigt, im Fugenbereich von Schadstoffen befreit, für eine Aufwertung der Oberflächenqualität sandgestrahlt, und wieder montiert. Das robuste Material Beton ist langlebig, unterhaltsarm, und kann gut in einen neuen Lebenszyklus überführt werden. Feine neue Details aus Metall gleichen geometrische Ungleichheiten aufgrund neuer Einbausituationen aus. Der Charakter der heutigen Anlage wird somit natürlich erhalten und doch aufgewertet, ohne neue CO2-Emissionen zu erzeugen.
Auch im Inneren des Gebäudes werden so viele Bauteile wie möglich wiederverwendet. Wandbekleidungen, Verglasungen (Rahmen), Schliessfächer und Bodenplatten werden nach dem Ausbau gereinigt und beim Umbau wieder eingebaut. Fensterrahmen und Schliessfächer erhalten eine neue Farbschicht. Bestehende Betonwände können als Flachdecken für die westliche Erweiterung im Sockelbereich wiederverwendet werden.
RECYCLE / UPCYCLE: Nichts wird weggeworfen!
Die heutigen Fenster in der Aussenfassade sind nicht ausreichend isoliert, und schwierig wiederzuverwenden. Das Aluminium als Material ist jedoch gut recyclebar, und kann so in einen Stoffkreislauf zurückgeführt werden. Die Aussenfassade der Aufstockung der zwei neuen Geschossen wird mit sandgestrahltem, rohen Aluminium eingekleidet. Die rauhe Oberfläche harmoniert mit dem sandgestrahlten Beton der wiederverwendeten Bestandsfassade in den unteren Geschossen.
Neben den 1:1 wiederverwendeten Bauteilen, werden Möbel für die Sekundarschule aus vorgefundenen Materialien neu gebaut, und somit in einen neuen Lebensabschnitt überführt. Metallbleche der Aussenfassade und des ehemaligen Treppenkerns werden zu Tischen, Hockern und Lavabo-Ablagen umgebaut. Neue Sitzbänke werden aus den ehemaligen Treppenstufen (Kunststein) mit Stahlfüssen vom bestehenden Velopavillon gebaut. Rundbögen des Velopavillon-Dachs dienen als Tischbeine.
Environmental Backpack
Die Erweiterung des Gebäudes nach Westen in den ersten drei Geschossen schafft nicht nur mehr Nutzfläche für die Spezialräume. Im Bereich der übrigen Obergeschosse wird eine räumliche Struktur addiert, die das städtebauliche Volumen komplettiert, und gleichzeitig zusätzliche Funktionen bezüglich Ökologie, Biodiversität und Energiegewinnung integriert: Die Holzstruktur dient als Gerüst für Kletterpflanzen und Photovoltaikpaneele. Horizontale Flächen werden durch Metallabdeckungen vor der Witterung geschützt. Die Terasse über dem 1. Obergeschoss ist nicht öffentlich begehbar, sondern mit ausreichend Aufbauhöhe versehen, um Retention und Verdunstung von Meteorwasser sicherzustellen und Nährboden für die Fassadenbegrünung zu bilden. Die intensive Bepflanzung bewirkt an heissen Sommertagen eine natürliche Kühlung der Luft. Das Projekt fördert somit die Biodiversität, und bildet gleichzeitig Hierarchien in der Orientierung aus – eine grüne Fassade zum Grünraum, eine städtische Fassade zum Campus-Platz.