Ein zentrales Verbindungsgebäude vermittelt zwischen Alt und Neu, schafft barrierefreie Zugänge zur Klingelbergstraße und verbessert die Anbindung an den umliegenden Stadtraum. Die heutige Rückseite des Bernoullianums wird dadurch aufgewertet und erhält eine angemessene öffentliche Präsenz. Zugleich reagiert das Projekt auf zukünftige städtebauliche Entwicklungen wie die geplante Tramlinie und fördert die Öffnung des universitären Campus in Richtung Stadt.
Das Raumkonzept ist klar strukturiert: Eine zentrale Erschließungsachse verbindet alle wichtigen öffentlichen Funktionen wie das neue Forum, das lichtdurchflutete Foyer, den Veranstaltungsraum und den Lesesaal zu einer durchgängigen Raumsequenz. Diese Achse bildet gemeinsam mit einem orthogonal gerichteten Foyer eine kreuzförmige Erschließungsfigur, die eine klare Orientierung bietet. Gleichzeitig wird die Erschließungslogik des historischen Gebäudes aufgenommen und mit dem Neubau zu einem geschlossenen Rundlauf – einem Loop – ergänzt.
Das neue Gebäude stärkt auch die landschaftliche Qualität des Ortes. Der Rückbau des Anbaus aus den 1950er-Jahren gibt die ursprüngliche Silhouette des Bernoullianums mit seiner ehemaligen Sternwarte wieder frei. Zudem werden die umliegenden Freiräume durch neue Grünflächen vernetzt, wodurch der Übergang zu benachbarten Quartieren erleichtert wird. Der öffentliche Raum wird durch eine städtische Promenade erweitert, die das neue Ensemble durchzieht und als „Foyer Publique“ einen öffentlichen Innenraum mit hoher Aufenthaltsqualität und ohne Konsumzwang bereitstellt.
Funktional gliedert sich der Komplex in öffentliche und kontrollierte Bereiche. Die unteren Ebenen dienen der Anlieferung, Bearbeitung und Lagerung der Archivbestände, wobei die hochsicheren unterirdischen Räume den Schutz der Sammlung gewährleisten. Die Nutzung ist effizient organisiert: Arbeitsräume befinden sich entlang der Fassaden, um Tageslicht optimal zu nutzen, während die öffentlich zugänglichen Bereiche im Erd- und ersten Obergeschoss liegen. Der Lesesaal mit Bibliothek ist zentraler Bestandteil des Benutzungsbereichs für den Sonderbestand und bildet auf dem überhohen Piano Nobile den architektonischen Abschluss der Anlage.
Auch das historische Bernoullianum wird sorgfältig restauriert und in die neue Struktur eingebunden. Der ehemalige Hörsaal wird zum Forum mit rekonstruiertem Oberlicht umgewandelt. Die Eingangshalle vermittelt zwischen Alt und Neu, wobei die historischen Bauschichten bewusst sichtbar gemacht werden. Der Entwurf zielt dabei nicht auf Kontrast, sondern auf einen respektvollen architektonischen Dialog, der die Geschichte des Ortes respektiert und weiterentwickelt.
Insgesamt entsteht ein integrativer, funktionaler und gestalterisch anspruchsvoller Gebäudekomplex, der Menschen, Prozesse und Räume miteinander verbindet. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einem offenen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Campus mitten in der Stadt.