Wir formulieren folgende Thesen als Ausgangslage für die Schaffung einer qualitätsvollen Architektur der Stadt und des Stadtraums an diesem Ort:
Stadtraum ist Aussenraum: Die Entwicklung Nauentor kann nur dann ihr volles Potential als öffentlicher Stadtbaustein entfalten, wenn vielfältige Durchquerungen durch das Areal angeboten werden, die als Fortführung des städtischen Umfeldes fungieren. Um als öffentlicher Stadtraum wahrgenommen zu werden, müssen diese Räume zwingend als zusammenhängende Aussenräume gestaltet werden.
Städtische Öffentlichkeit findet am Boden statt: Die Nord-Süd Durchquerung über die Gleise wird als öffentlich frequentierter Ort attraktiv, wenn der Höhenunterschied zur Strasse so gering wie möglich, und damit auf dem Höhenniveau von 5m stattfindet.
Stadt besteht aus der Summe einzelner Teile: Die Neuplanung des Areals bietet die Chance für ein Überdenken der städtebaulichen Struktur an diesem wichtigen innerstädtischen Ort. Die Entwicklung Nauentor sollte nicht als zusammenhängendes Mega-Projekt gedacht werden, sondern vielmehr als städtisches Mosaik einzelner Bauteile, die sich in den Stadtraum einbetten, und eine Aufwertung und Fortführung des öffentlichen Raums bewirken.
Ausgehend von diesen Thesen gliedert sich das Projekt in drei Bestandteile, die über öffentliche Aussenräume miteinander verflochten sind:
1. Stadtbaustein Centralbahngasse – Stadtreparatur im metropolitanen Massstab
Der Baustein entspricht einer städtebaulichen Setzung, die den mit zwei Türmen gesetzten Block diagonal durch die neue Centralbahngasse aufschneidet. Zusammen mit dem Diagnosezentrum und der hochverdichteten Mischnutzung entsteht hier eine kurze aber belebte grossstädtische Gasse mit spezialisiertem Retailangebot.
2. Postreiter Plattform mit Postreitergasse – ein hybrider Campus mit öffentlicher Ausstrahlung
Als gestapeltes Holzgebäude wird dieses auf die bestehende Plattform gebaut. Seine luftige und poröse Gestalt macht das Gebäude schon von weitem als «Brückenbau» lesbar und verleiht ihm seine eigenständige Identität. Die generische Struktur ist flexibel nutzbar, und bietet auch langfristig Raum für unterschiedlichste Nutzungen. Die vom Bebaungsplan vorgegebene „Magistrale“ führt als öffentliche Postreitergasse auf der Ebene von 5m über die Gleise.
3. Gundeldinger Umfeld des SBB Hochhauses – eine Schnittstelle in’s Quartier
Das SBB Hochhaus mit Gundeldingerplatz wird als eigenständige Entwicklung zusammen mit dem Umfeld gedacht. Das Hochhaus bleibt sehr nutzungsoffen. Es funktioniert als eine Art Scharnier und orientiert sich gleichzeitig zu zwei unterschiedlichen, öffentlichen Grünanlagen hin.
Das Gesamtprojekt ist gekennzeichnet durch einen grundsätzlichen Programmierungsansatz von Resilienz, Umnutzbarkeit und Flexibilität – ein infrastruktureller Hub, der auch ohne Bahnhof lebt. Eine Vielfalt an gemeinschaftlichen, öffentlichen und halböffentlichen Räumen durchzieht das Areal, das zahlreiche Anknüpfungspunkte an die bestehende Stadt ausbildet.